Geschichte

Die ältesten Ansiedelungen von Ried bildeten sich an den Verkehrswegen. Einer dieser Wege führte vom Inn über Gurten und Mehrnbach zur Antiesen und überquerte die Oberach und die Breitsach in der Gegend von Angerwaschen und Wegleiten.
Längs dieses Weges waren Bauernhöfe, die den Grund bewirtschafteten. Einer dieser großen Höfe war der auf dem Schweikersberg.
1359 schenkte Hans T. von Tannberg auf Aurolzmünster den Hof dem Stifte Reichersberg.
1372 verpfändete der Probst Dietmar von Reichersberg den Hof dem Rieder Bürgermeister Wernhart von Vischerleiten.
Ein Bestandteil des Schweikersberghofes war auch die Mühle von Angerwaschen, die sogenannte „Weigandsmühle“.
Die Mühle wurde vom Stift Reichersberg in Leibgeding „auf vier Leiber“ vergeben.

Für die Bürgerschaft von Ried war diese Mühle von besonderem Werte, weil sich an sie die Lage vom Ortsgründer Dietmar dem Anhanger knüpfte.
Es heißt: „ Von Dietmar Anhanger hat in der Zeit des Herzogs Ekkhardt von Bayern der Markt Ried seinen Ursprung und Anfang genommen.“ Richter und Rat suchten daher die Mühle für das Heilige – Geist – Spital durch Tausch zu erwerben.
1548 gab Herzog Wilhelm von Bayern hiezu die Zustimmung. Die Bürger von Ried übergaben zwei Güter zu Karlbrunn in der Pfarre Hohenzell dem Stifte und erhielten hierfür die Weigandsmühle.
Die Weigandsmühle bestand aus folgenden Stücken: einem Mühlhaus, einem Wohn- und Wirtschaftshaus mit Hof, Ställen und Stadeln; ferner aus Felder, Wiesen und Angern, aus Weiher und Weiherstätten; aus Wassern und Wasserläufen und Wehren; das sind wohl die Oberach, der Mühlbach und die Wehre bei Angerwaschen.
1552 wurde die Mühle dem Markte Ried eingegliedert. Die Mühle wurde nun vom Markte Ried auf dieselbe Weise in Leibgeding vergeben.

Zwischenzeitlich wurde die Mühle (vorerst im Volksmund; amtlich erst seit 1784„Stacherlmühle“ genannt.

1737 verkaufte die Gemeinde das Leibrecht.
1905 kam die Mühle durch einen Tauschvertrag an Franz Markl.

Im Jahre 1908 pachtete der Müllermeister Johann Kettl die Stacherlmühle. 

Die Mühle war damals ganz einfach eingerichtet. Nur zwei Walzenstühle und zwei Mühlsteine mit Zylinder waren da. Das Mischen und Einsacken des Mehles geschah mit der Schaufel in der Hand. Der Antrieb der Mühle war ein oberschlächtiges Wasserrad.
Auch das Sägewerk, eine Einblattsäge, auf der Lohnschnitte für Bauern, Wagner und Tischler gemacht wurden, trieb ein Wasserrad an.

Im Jahre 1910 verehelichte sich Johann Kettl mit Elisabeth Reisegger aus Tumeltsham. Gleichzeitig kaufte er die Mühle und das Sägewerk (Salzburgerstraße 7). Die Wirtschaftsgebäude (Salzburgerstraße 8) behält Franz Markl.
Der erste Teil des Wohnhauses wurde gebaut. Dieser Teil des Hauses lag am linken Ufer des Mühlbaches und war damals mit einem hohen Holzsteg mit dem rechten Ufer verbunden, auf dem das Sägewerk und die Stallungen standen.

Das elektrische Licht wurde erst ein Jahr später eingeleitet. Bis dahin musste man sich im Haus mit Petroleumlampen und in der Mühle mit Sturmlampen behelfen.


Im Jahre 1916 rückte Johann Kettl zum Kaiserschützenregiment Nummer 3 nach Schärding ein. Er wurde jedoch nach sechs Wochen wegen organischen Herzfehlers vom Wehrdienst enthoben. In dieser Zeit führte dessen Gattin, Elisabeth die Mühle als Kontraktmühle für sechs Gemeinden (Ried, Neuhofen, Pattigham, Schildorn, Mehrnbach, Waldzell) und für das Militär.
Im Jahre 1922 wurden auf die Mühle zwei Stockwerke aufgebaut. Jedoch verblieb die alte Einrichtung.

Zwei Jahre später setzte Johann Kettl an die Stelle des alten Wasserrades eine Turbine und in den dreißiger Jahren stattete er den Betrieb mit einem völlig neuen Maschinenpark aus.
Drei Walzenstühle, ein vierteiliger Plansichter, eine Mehlmischmaschine und eine Grießputzmaschine wurden aufgestellt.

Das Geschäft entwickelte sich sehr gut. Die Handelsvermahlung betrug das Mehrfache der früheren Kapazität. Das Mehl wurde nicht nur in der nächsten Umgebung abgesetzt, sondern in Verbindung mit einem Vertreter auch in Braunau, Schärding und im Salzkammergut.
Über 100 Bauern aus neun Gemeinden bildeten den Kundenstock und kamen in die Mühle zum Umtausch.
Die Jahre 1930 – 1938 waren die Blütezeit der Mühle. Auch im Sägewerk herrschte damals Hochbetrieb. Das ganze Eschenrundholz für die Schifabrik Fischer & Grösslbauer wurde geschnitten.

Die Jahre nach 1938 standen im Zeichen der Kriegswirtschaft und ihrer Begleiterscheinung: Marken, Typen und Kontrollen.

Das Sägewerk wurde während des Krieges 1943 gesperrt.

Nach dem Krieg erzeugten die Großmühlen das Mehl billiger und setzten es zu niedrigeren Preisen ab. Somit schränkten diese immer mehr den Arbeitskreis der kleineren Mühlen ein. 
Unter diesen Umständen konnte der Nachtbetrieb der Mühle nicht wieder aufgenommen werden. Das Absatzgebiet verkleinerte sich.

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Besitzer der Kettl-Mühle, durch außerordentlichen Fleiß, Arbeitsfreude und Ausdauer ausgezeichnet. Durch ihre bekannte Sparsamkeit hatten sie immer wieder die notwendigen Mittel für den Aufbau des Besitzes zusammengebracht.
Ihrer Umsicht und Geschäftstüchtigkeit ist es zu verdanken, dass die Mühle auch in schweren Zeiten ihren guten Ruf behalten hat. 

Johann Kettl wurde am 1. Juli 1958 von der Kammer der gewerblichen Wirtschaft in Linz die bronzene Ehrenmedaille verliehen. Anlässlich seines 50-jährigen Meisterjubiläums erhielt er am 11. Oktober 1958 eine Ehrenurkunde und ein Festgeschenk von der Gewerbekammer in Ried i.I..

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